Fifty-fifty


Der Einschlag von Raketen auf dem Staatsgebiet Polens hat sich NATO-Angaben zufolge nicht als ein Angriff, sondern als ein Unglück herausgestellt. Die Anleger konnten gestern somit schnell wieder zu ihrer vertrauten Tagesordnung übergehen – und diese besteht weiterhin vor allem darin, die letzten Zinsanhebungsschritte der Zentralbanken bis zum Leitzinsgipfel abzuschätzen. Für die Sitzungen von Fed und EZB im Dezember zeichnet sich dabei immer deutlicher eine Anhebung um jeweils „lediglich“ 50 Basispunkte ab. Der Zinsgipfel dürfte in beiden Fällen dann bereits im ersten Quartal nächsten Jahres erreicht sein. Die Staatsanleihemärkte antizipieren nicht nur diesen Zinsgipfel, sondern preisen mittlerweile verstärkt baldige Zinssenkungen ein. Die Rückschlaggefahr nach den jüngsten Renditerückgängen erscheint nun allerdings erheblich.

Inflation und steigende Leitzinsen waren vom ersten Tag des Jahres die alles überragenden Themen an den Finanzmärkten. Sechs Wochen vor Jahresende erkennen wir sowohl für die Inflations- wie auch für die Leitzinsentwicklung die Konturen eines Gipfels. In den USA ist die Inflationsrate bereits seit einigen Monaten rückläufig, hierzulande wir allgemein damit gerechnet, dass der Gipfel entweder mit den Oktoberzahlen bereits erreicht wurde oder aber mit den November- oder Dezemberzahlen markiert wird. Im Oktober war die Inflationsrate in der Eurozone nach der ersten Hochrechnung auf 10,7% gestiegen, heute Vormittag wird das Statistikamt der Europäischen Union die endgültigen Ergebnisse seiner Berechnungen vorlegen.

Die Fed hatte im März damit begonnen, die Leitzinsen vom damaligen Niveau von 0,25% aus anzuheben. Mittlerweile stehen wir bei 4,00%. Mit abnehmendem, aber immer noch hohem Inflationsdruck (Oktober: +7,7%) dürfte die Fed ihren Leitzins zwar noch weiter anheben, nach vier Schritten von jeweils 75 Bp die Anhebungsgeschwindigkeit aber drosseln. Selbst geldpolitische Falken aus dem Offenmarktausschuss sprechen sich mittlerweile dafür aus, im Dezember einen kleineren Zinsschritt von „nur“ noch 50 Bp in Erwägung zu ziehen. FOMC-Mitglied Mary Daly skizzierte darüber hinaus eine Zielbandbreite von 4,75%-5,25%, exakt so, wie wir es in der letzten Ausgabe vom Blickpunkt Zins diskutiert hatten.

Die EZB startete im Juli mit ihren Zinsanhebungen und hat den Einlagesatz seither von ‑0,50% in drei Stufen auf 1,50% angehoben. Nach zwei 75-Bp-Schritten sprechen sich auch in Frankfurt verschiedene Notenbankvertreter für eine langsamere Gangart aus. Einer gestrigen Agenturmeldung zufolge zeichnet sich im Geldpolitischen Rat eine Mehrheit für eine Anhebung um lediglich 50 Bp auf der nächsten Sitzung Mitte Dezember auf dann 2,00% ab. Wie weit es dann noch weiter nach oben geht, darüber herrscht bezüglich der EZB noch größere Ungewissheit als bezüglich der Fed. Entscheidend wird sicherlich sein, dass sich der erhoffte Gipfel bei der Inflationsentwicklung mit den kommenden Daten auch tatsächlich abzeichnet.

Gedämpftere Zinsanhebungserwartungen allein würden ausreichen, um dem Anstieg der Staatsanleiherenditen Einhalt zu gebieten. Tatsächlich aber sehen wir seit einigen Tagen sogar kräftige Renditerückgänge. Verglichen mit ihren jeweiligen Jahreshöchstständen notiert die 10J UST-Rendite aktuell über 60 Bp niedriger bei 3,70%, die 10J Bundrendite gut 50 Bp niedriger bei knapp 2,00%. Dieser Renditerückgang spiegelt nicht nur die moderateren Zinsanhebungserwartungen wider, sondern auch die Antizipation, die Zentralbanken würden ihre Leitzinsen schon bald wieder senken. In den Geldmärkten sind für die Fed zwischen Sommer 2023 und Sommer 2024 mittlerweile Zinssenkungen im Ausmaß von fast 125 Bp eingepreist, und auch für die EZB sehen die Händler für diesen Zeitraum inzwischen das Potenzial für eine volle Zinssenkung um 25 Bp.

Wir halten diesen Zinssenkungsoptimismus zu diesem Zeitpunkt für übertrieben. Um im Gipfel-Bild zu bleiben: wir sind noch nicht übern Berg. Die Rückschlaggefahr am Rentenmarkt dürfte nach den jüngsten Renditerückgängen ziemlich hoch sein, wahrscheinlich bedarf es hierfür lediglich eines auslösenden Moments. Dieser könnte heute – wie schon einmal vor knapp zwei Monaten – in Großbritannien zu verorten sein. Schatzkanzler Jeremy Hunt stellt dort heute die Haushaltspläne der neuen Regierung vor. Wie stark muss die Regierung sparen? Wie viel muss sie auf den Kreditmärkten aufnehmen? Welche Auswirkungen haben die Pläne auf den Konjunkturausblick? Und welche Implikationen hat dies alles für die Bank of England? Das Überraschungspotenzial ist in jedem Fall hoch – und damit auch das Rückschlagpotenzial an den Rentenmärkten…

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